Gestern habe ich den ersten der beiden Versuche gestartet, heute will ich kurz und schmerzerfüllt über das zweite Experiment berichten. Also, es geht um einen Krapfen (Pfannkuchen, Kreppel, Berliner) aufgeschnitten und mit einer Scheibe Leberkäse (Fleischkäse, Fleischlaib) belegt, bzw. zwischen die Hälften geklemmt. Gibt es schon seit einiger Zeit immer nur zum Fasching (Karneval), ist mir dieser Tage zum allerersten Mal begegnet und hat mir keine Ruhe gelassen, bis ich mich überwunden habe.
Gäbe es nicht den Staubzucker, das Ding wäre auf den ersten Blick nicht von einer Semmel (Brötchen, Schrippe) zu unterscheiden. Auch dieses kulinarische … äh … Wunder kam dick eingepackt mit mir, von einer beinahe vergnügten Frischthekenverkäuferin hergerichtet und abgepackt. Die wusste wohl schon, was ich mir da antue und hat mich für einen Idioten gehalten, dass ich das tue. Tja.
Recht hat sie. Jetzt ist ja schon Leberkäse für sich eine nicht immer angenehme oder leicht verträgliche Sache. Krapfen ist lecker. Im Gegensatz zu dem vorherigen Versuch mit Krapfen und Schnitzel ist hier schon der Geruch nicht gerade wohlschmeckend. Eigenwillig, würde ich es höflich formulieren.
Auch wie beim Schnitzel-Werk macht die weiche Konsistenz des Krapfens das Essen zu einer wenig würdevollen Angelegenheit. Gut, das ist nicht so schlimm, Krapfen und Würde sind sowieso zwei Dinge, die eher selten zusammentreffen.
Die geschmackliche Erfahrung ist, wenn man den Kern mit der Marmelade erreicht und ein fetter Klecks davon gemeinsam mit einem Bissen vom Leberkäse die Geschmacksnerven um… terrorisiert, sehr einzigartig.
Im Sinne von schlicht und ergreifend igitt. Leberkäse und Marmelade gehen, wie vermutet, gar nicht zusammen. Der Geschmack beißt sich, harmoniert gar nicht, kämpft im Mund um Vorherrschaft und das auf sehr rüde Weise. Das nicht sehr geschmackvolle Foto des angenagten kulinarischen Unfalls zeigt den Stand des Verzehrs, an dem dieser (also, der Verzehr) eingestellt wurde. Mehr habe ich schlicht nicht geschafft. Der Rest ist im Biomüll gelandet.
Essen wegwerfen ist nicht toll, aber manches darf sich einfach nicht Essen nennen. Das hier ist so etwas. Es ist ein … Ding … für einen Anfall von Perversion. Geschmacklich war es kein Erlebnis, das ich vermissen werde, herzlichen Dank, nein. Aber es hat mich ziemlich unterhalten. Und von daher finde ich es okay, mir das angetan zu haben.
Als Verdauungshilfe habe ich 0,5l Cola und einen Magentee gebraucht.
In diesem Sinne
Mahlzeit!
Ich habe unterhaltsamen Lesestoff zu verkaufen! Gibt es hier …
Der Beitrag [CULINARIA PERVERSA]: Selbstversuch 2 erschien am 12.02.2021 auf JohnAysa.net …
Hi John,
Keine Ahnung, ob ich dein Verhalten als das des Abenteurers und Draufgängers werten soll oder realistischerweise als das eines Suizidgefährdeten.
Andererseits hast du dir damit die Sporen verdient, als nächstes Büchl das »Culinaria Perversa«, die Aysa’sche Version des Gault&Millaus auf den Markt zu schmeißen.
Wobei mir “Culinaria Pervaysa” noch besser gefällt.
Mögen die Magensäfte mit dir sein!
Ganz liebe Grüße
Kris
Verdammt, ich bin aufgeflogen. Selbstredend ist eine umfassende “Culinaria Perversa” aka “Culinaria Pervaysa” mein Ziel! Mit dem Titelvorschlag hast du dir ein Ehrenplätzchen in der Danksagung verdient!
Mit meiner Vorliebe für das Kosten von merkwürdigen Speisen sollte das ein machbares Projekt sein! Pssst, Kris, sei ein braves Mädchen und halt den Deckel auf dem Kochtopf!
Ganz unter uns, ich war einfach neugierig. Einerseits finde ich speziell dieses Zeug schon von der Vorstellung her grausam, andererseits will ich auch nicht so borniert sein und den Scheiß gleich von vornherein ablehnen, bloß weil er mir lukullisch bedenklich erscheint.
Die Magensäfte haben sich in dem Fall und mit Unterstützung wacker geschlagen.
Und sieh es mal so – ein gewisser SM-Faktor spielt bei solche Versuchen auch eine Rolle. ;-)
Möge der Saft mit dir sein, Kris!
Liebe Grüße, John