… von Matt Shaw. Der Titel: Splatter Punk, erschienen im Dezember bei Festa, Extrem Bd. 61.
Worum geht es?: Nate Nasty ist Leadsänger einer der angesagtesten Punkbands. Seine Bühnenshow ist echt widerwärtig, aber hey, es ist nur Show …
Doch sein Benehmen im Alltag ist etwas ganz anderes. Mit Berichten über sein anzügliches und dreckiges Verhalten, über das fast täglich in den Zeitungen geschrieben wird, hat er sich den Ruf eines der größten Monster der Musikszene erworben. Aber wie viel davon stimmt?
Carolyne Brown weiß, dass die Leute genug von diesem Dreckskerl haben. Zeit, den Punk mal so richtig zu splattern!
Soweit zur etwas irreführenden Inhaltsangabe, die Carolyne Brown mehr Bedeutung zugesteht, als sie letztendlich haben wird. Was aber kein Verlust ist, denn ihre Figur ist inkonsistent erdacht und bar jeglicher Sympathiewerte. Der schmale Roman, keine zweihundert Seiten stark, glänzt mit einem Cover, dass der geneigten Leserschaft ein deftiges Vesprechen zum Inhalt vermittelt – splattern!
Nun, um es kurz zu machen: Splatter Punk ist ein ein echt bescheidenes Buch. Es ist sehr schlecht geschrieben, liest sich wie der erste Entwurf, den ein Autor eilige hingerotzt hat, um nur ja seine tollen Ideen nicht zu vergessen und die Handlung mal komplett zu wissen. Die Sache ist nur die, das Buch enthält gar keine tollen Ideen! Nicht einen originellen Funken gibt es darin.
Der Roman ist haarsträubend unglaubwürdig und geradezu kindisch dämlich bis an die Grenze der Lächerlichkeit. Die Richtung, in die Shaw über die Figur der Carolyne lenkt, ist ho ho ho, ein Scheiß, der schon beim alten Weltverschwörer Tom Clancy nicht mehr originell oder neu war. Nur waren dessen Romane richig gutes, solides Handwerk und dadurch erschienen sie glaubwürdig.
Shaw ist völlig unglaubwürdig. Nun gut, kann man einwenden, das ist ein Splatter-Roman. Blut und Eingeweide, Folter und Sadismus und Grausamkeiten und … nein. Vergiss es. Also, Das Schweigen der Lämmer ist härter. Die harten Szenen des Buches, ohnehin nur wenige, leiden unter dem schlechten Stil, der sie holprig lesbar macht und vor allem ist die Gewalt völlig uninspiriert. Sie wirkt wie abgekupfert, verwässert und talentfrei kopiert von Wade H. Garrett oder Edward Lee oder Brett McBean, oder was weiß denn ich. Es ist fürchterlich enttäuschend. Langweilig und ärgerlich.
Das, was Matt Shaw als Pointen zu präsentieren versucht, fällt flach auf die Nase. Statt dessen wird durch das ungeschickte Erzählen der Roman, der sehr viel Potenzial zu einem saitirischen, bösartigen Rundumschlag gegen Gott und die Welt hätte, eine moralinsaure Geschichte daraus, bei der man als Leser nicht einmal mehr den Opfern von Nates beschissenem Verhalten Mitleid entgegenbringt. Die Satire geht voll nach hinten los und und verpasst dem Buch durch seine ungelenke Erzählweise einen unschönen Beigeschmack.
Matt Shaw hat mich schon die Wände hochgetrieben, als dieser sehr schöne Sonderband Oktopus, der limitierte Sonderband mit seinen zwei Tentakel-Pornos, bei Festa erschien. Oktopus entpuppte sich als unheimlich wenig pornografisch, übel geschrieben und sturzlangweilig, wieder mit einer jämmerlich kindisch und unglaubwürdig umgesetzten Grundidee ausgestattet. Und … schnarch, gähn, augenroll, schon wieder einmal ein Werk, das bei Lovecraft Anleihen nimmt. Gottverdammt nochmal.
Boys Night entstand im Zusammenarbeit mit Wrath James White, Monster in Zusammenarbeit mit Michael Bray. Diese beiden Werke sind hervorragend. Seine Solo-Werke reichen von so lala – der Roman Porno – bis grottenschlecht – der Roman Splatter Punk.
Wenn Splatter Punk irgendwas ist, dann ein Lehrbuch dafür, wie sehr ein Roman, der von Haus aus nicht auf die hochliterarische Ecke zielt, seine eigenen, niedrigen Vorgaben unterlaufen kann. Das Buch ist ein mahnendes Beispiel dafür, sich wirklich beim Schreiben zu bemühen, das Beste zu geben. Denn hier liegt ein uninspirierter Roman eines am Werk desinteressierten Autors vor.
Es ist nämlich so, dass Leser sehr wohl erkennen können, wenn etwas trotz aller Bemühungen und Ideen schiefgeht, obwohl sich der Autor richtig ins Zeug gelegt hat. Das ist wie bei Filmen, es kommt vor, niemand weiß, weshalb. Aber es ist verzeihbar, denn der Wille war da. Meine Güte, dann klappt es ein anderes Mal besser.
Aber Rotz wie dieses Buch, völlig ohne Idee und ohne Achtsamkeit hingeschissen, das ist beleidigend. Matt Shaw ist sicher kein Idiot, und vielleicht auch ein unheimlich netter Kerl, das weiß ich nicht. Aber dieses Buch ist pure Idiotie und Zweitklassigkeit. Wieso das Werk überhaupt übersetzt wurde, kapiere ich nicht, aber das war schon bei dem Oktopus-Band der Fall – oh, und die Scheiße war noch dazu so sündteuer!
Die Frage, warum ich das Buch, wenn es mich so aufregt, überhaupt zu Ende gelesen habe, ist leicht beantwortet. Weil ich nicht und nicht glauben konnte, dass das wirklich so mies bleibt, wie es angefangen hat und nicht im Ansatz hält, was das Cover verspricht. Das Titelbild nehme ich gern als Poster.
Ich bin sicher nicht einer der Spitzenautoren, was Stil und Ideen angeht, das ist mir schon klar. Aber ich kann von jedem meiner Werke sagen, dass ich mich dabei ordentlich ins Zeug gelegt habe. Ob gelungen oder nicht, ist Ansichtssache. Das, was Matt Shaw hier veröffentlicht hat, ist der grobe erste Entwurf des Romans, der da irgendwo drinnensteckt und jämmerlich verreckt ist*.
Das Schlimme ist, so klar und deutlich zu sehen, dass hier nicht der Funken von Ehrgeiz in dem Roman steckt. Wie vorhin erwähnt, alles getan und trotzdem gescheitert, kein Problem. Aber so gar kein Bemühen zu zeigen, das muss man sich auch einmal trauen. In dieser Hinsicht ist der Roman ein lesenswertes Lehrbuch.
*Ich habe mir inzwischen angewöhnt, sogar die ersten Fassungen möglichst sauber und ordentlich zu schreiben, denn das Nachbearbeiten eines so hingerotzten Textes ist eine Plage.
Ich hätte wirklich gerne die Zeit meines Lebens zurück, die mich die Lektüre von Splatter Punk gekostet hat.
Der Beitrag [KRITIK]: An einem Buch … erschien am 08.01.2021 auf JohnAysa.net …