… aus jetziger Sicht beleuchtet. Dieser Fachmann ist Peter Watts, der von mir so sehr geschätzte kanadische Science Fiction-Autor. Watts, der sich in seinem Blog schon mehrmals mit der jetzigen Situation der Welt beschäftigt hat – Brace yourselves. You ain’t seen nothing yet – oder genauso erfreulich – It’s like “Children of Men” without the Hollywood cop-out ending– hat neuerlich eine “tröstende” Vorschau auf kommende Befindlichkeiten der Welt vom Stapel gelassen, um all jene unter uns zu deprimieren, die der Zukunft in freudiger Erwartung entgegenstrahlen.
In dem Beitrag mit dem simplen Titel Batman (lest mal seine SF-Romane Blindflug und Echopraxia und ergötzt euch an der genialen Kruzifix-Störung!), geht es weniger um unser freundlich mutierendes Covid direkt, als viel mehr um Pfizer, Johnson und Johnson und all Pharmakonzerne, die bisher freundlicher aufgetreten sind als AstraZeneca, aber nicht weniger gefährlich sind. Eher sogar mehr. AZ hat sehr schnell das wahre Gesicht gezeigt, vielleicht nicht einmal beabsichtigt. Aber die wirklich großen Player sind viel gefährlicher.
Watts macht hier auf Wahrsager mit wissenschaftlichem Hintergrund und kommt zu Schlüssen, die er selbst als nicht originell, sondern als aufgelegt bezeichnet. Das sind sie durchaus, was sie jedoch nicht weniger deprimierend macht und – das ist die gruselige Seite daran – woran er denkt, das ist ganz nahe.
Ich habe in letzter Zeit sehr gern gesagt, wir leben in einer Dystopie, in einer Gesellschaft, die sich in das verwandelt hat, was uns die Science Fiction schon seit Jahrzehnten erzählt hat – nachzulesen bei George Orwell (1984), bei Ray Bradbury (Fahrenheit 451), bei Aldous Huxley (Schöne neue Welt), um die Standards der Schullektüre hervorzukramen. Das ist Science Fiction-Literatur, die selbst Leute gelesen hat, die von sich behaupten, keine Science Fiction zu lesen. Lest Harry Harrison (New York 1999 aka Soylent Green). Lest viel Philip K. Dick, schaut euch Blade Runner an. Lest Margaret Atwood (Der Report der Magd). Schaut euch Gattaca an. Oder die Verfilmung von Soylent Green. In genau diese Richtung bewegen wir uns gerade.
Peter Watts, mit einem Händchen für wunderbar pointierte Aussagen, weissagt drei Sachen:
Prediction #1: long life and good health with be copyrighted, trademarked, proprietary, and will cost the fucking moon—even if your factories can run off a dose for the price of a quarter-pounder with cheese.
Klingt nachvollziehbar. Pharma, langes Leben, Gesundheit – ein Geschäft unvorstellbaren Umfangs. Klar wird hier mit Copyright, Trademarks, Eigentumsrechten gehandelt werden und natürlich wird all das, was hilfreich sein wird (und schon hilfreich oder lebensverbessernd ist) ein Vermögen kosten.
Prediction #2: there will be biohackers.
Auch das ist eine vernünftige Weissagung, vollkommen logisch. Es ist wie bei Filmen oder Spielen und den Raubkopien. Alles, was ein Copyright hat, wird geknackt und “illegal” der breiten Masse zugänglich gemacht. Warum sollten Medikamente davon ausgenommen bleiben? Biohacking wird eine große Sache werden und, das ist meine “Voraussage”, es werden blutige Kämpfe um gehackte Medikamente und Pharmamittel stattfinden.
Prediction #3: plutocrats will become, in their own right, massive pathogen reservoirs. Wherever they go, they will shed disease.
Punkt 3 bezieht sich auf Fledermäuse, den Ursprung für Ebola, Covid, SARS, und viele andere Dinge, die sie in sich tragen, ohne zu erkranken. Und darauf, dass das auch auf Menschen umlegbar ist und so gemacht werden wird – für jene die es sich leisten können. Watts geht dabei von einer radikalen Spaltung der Gesellschaft aus, in der ein Prozent Superreiche – die Plutocrats, die sich alles leisten können, darunter ein sehr langes, sehr gesundes Leben – den Rest der Menschheit beherrscht, der sich von Soylent Green ernährt.
Ich denke nicht, dass das unbegründete Schwarzmalerei oder überzogener Pessimismus ist. Es ist einfach eine Schlussfolgerung aus Beobachtungen, die man im Laufe des Lebens gemacht hat, viele davon unbewusst oder in früheren Jahren. Watts bestätigt mich einfach nur in dem, was ich selbst denke, in welche Richtung sich die Menschheit entwickelt. Nur im Gegensatz zu mir ist er in der Lage, auch harte Fakten herzunehmen und zu verstehen, mit denen er auf einem weit höheren Niveau argumentieren kann als ich.
Ist alles nicht sehr erfreulich, das ist klar und wenn man einmal den Zugang dazu gefunden hat, dass es inzwischen offensichtlich geworden ist, dass die Welt diesen Weg eingeschlagen hat, dann ist das vielleicht sogar niederschmetternd. Aber jetzt deswegen dasitzen und deprimiert sein, finde ich nicht sonderlich sinnvoll. Es ist unerfreulich und wir werden viele unangenehme Überraschungen erleben – weitere Pandemien, Einschränkungen persönlicher Rechte, die schon unübersehbare Spaltung der Gesellschaft, und noch vieles mehr – aber es ist kein Weltuntergang. Und den macht auch Peter Watts nicht daraus.
Es sind spannende Zeiten, wilde Zeiten sogar, erfüllt mit Idioten, mit Schönem, mit Katastrophen, mit Wundern, schlicht mit dem, was man daraus macht. Wer weiß, ob nicht jeder einzelne von uns über sich hinauswachsen wird müssen, um für Dinge einzutreten, die wichtig sind. Wer weiß, ob wir nicht bürgerkriegsartigen Zuständen entgegensehen, oder ob die Dystopie, in die wir geraten sind, in eine Utopie umschlägt (ha ha ha, extrem unwahrscheinlich). All das ist möglich.
Man darf sich durch all diese Dinge nur nicht das Leben vermiesen lassen. Das wäre schade. Es ist einfach so, man sollte einfach nicht übersehen, dass diese Entwicklungen stattfinden, dass sie immer schneller voranschreiten und dass sie der menschlichen Natur folgend durchaus hässlich sein können. Das mag unter Umständen schon reichen, Schockeffekte abzumildern oder, wenn genügend Leute auf Dinge aufmerksam werden und Initiative ergreifen, manche der schlimmeren Ausformungen abzumildern.
Wenn wir etwas in den letzten 12 Monaten gelernt haben, dann wohl, dass Politiker unsagbar idotische, planlose, verlogene, selbstsüchtige Kretins sein können, die vergessen haben, wer ihre Gehälter zahlt. Und dass jene, die in der Pharma-Industrie das Sagen haben, abstoßende Fratzen zur Schau stellen, wenn sie sich für einen Augenblick ungeschminkt zeigen (AstraZeneca). Und darüber hinaus wurde uns bestätigt, dass der Mensch, wenn er in großen Massen und Ansammlungen auftritt, ein Idiot sein kann.
Aber im Endeffekt ist es wie bei allen Dingen. Alles hat zwei Seiten. Nichts ist nur schlecht, nichts ist nur gut. Beides ist untrennbar miteinander verbunden. Und was überwiegt, ist zu einem gewissen Grad eine Sache des Individuums, seines Charakters, seiner Weltsicht, seines Verstehens.
Ich denke, ich sollte wieder einmal ein paar ältere Bücher lesen, die ich schon seit vielen, vielen Jahren nicht mehr zur Hand genommen habe.*
*Mein Leseprojekt “Ab 2021”, dass ich in den nächsten Tagen mal vorstellen wollte, habe ich mir gerade mit diesem Beitrag zerschossen und muss es um ein paar Bücher erweitern. Gottverdammt nochmal, pruha ha ha.
Übrigens sollten wir über die Pharma-Industrie nicht andere Global Player vergessen, die von zweifelhaftem Charakter sind. Nestle zum Beispiel. Dieser Konzern und das Wasser sind auch ein Thema, das die Menschheit noch schwer in Atem halten wird. Wasserkriege werden Teil unserer Zukunft. Das ist meine simple Voraussage, die ganz sicher nicht originell oder neu ist.
Und damit ich nicht darauf vergesse, diese Woche sind die großartigen Schauspieler Hal Holbrook (95 Jahre) und Christopher Plummer (91 Jahre) gestorben.
Ich habe unterhaltsamen Lesestoff zu verkaufen! Gibt es hier …
Der Beitrag [ZUKUNFT]: Von einem Fachmann … erschien am 06.02.2021 auf JohnAysa.net …